„Generation Volontariat? Chancen und Perspektiven einer Ausbildung am Museum“ – so lautete der Titel der diesjährigen Bundesvolontärstagung in Nürnberg. Vom 20.-22. Februar 2015 öffnete das Germanische Nationalmuseum der mittelfränkischen Metropole für gut 200 Volontärinnen und Volontäre aus ganz Deutschland seine Pforten. Als einzige bundesweite Veranstaltung dieser Art bietet die Bundesvolontärstagung Gelegenheit, sich über die Bedingungen und Möglichkeiten der Volontärsausbildung an Museen, in der Denkmalpflege und in ähnlichen Kultureinrichtungen auszutauschen. Auch das Redaktionsteam des Blogs zum Hessischen Landesmuseum in Kassel war mit drei seiner Mitglieder dabei.
Das Volontariat gilt heute als klassischer Zugang zur Museumsarbeit. Es schließt sich an ein museumsrelevantes Fachstudium an (zum Beispiel Kunstgeschichte, Volkskunde oder Archäologie) und soll den wissenschaftlichen Nachwuchs für die Museumsarbeit qualifizieren. Im Mittelpunkt der Nürnberger Vorträge und Podiumsdiskussionen stand die Frage, welche Möglichkeiten das Volontariat den Volontärinnen und Volontären bietet. Einerseits wurde die mangelnde gesetzliche Regelung der Ausbildung beklagt, andererseits aber auch vor zu detaillierten Vorgaben gewarnt, da sich die Aufgaben im Museum je nach Projekt und fachlicher Ausrichtung des Hauses erheblich voneinander unterscheiden.[1]
Deutlich wurde auch, dass es die angehenden Museumsleute zunehmend mit zwei Museumswelten zu tun haben werden: mit großen Häusern, die Wert auf ein vertieftes Fachwissen zu ihren Sammlungen und daher auf ein mit Promotion abgeschlossenes Studium legen, und mit kleineren Häusern – gewissermaßen „Ein-Mann-Betrieben“ –, die mehr die „Allrounder“ unter den Museumsleuten suchen. Letztere dürften sich zunehmend nicht mehr nur aus Volontariaten, sondern auch aus neuen Studiengängen rekrutieren, die ihre Absolventinnen und Absolventen speziell für die Museumsarbeit schulen (zum Beispiel der Studiengang „Museologie und materielle Kultur“ an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg).
Neben den Vorträgen und Podiumsdiskussionen bot die Nürnberger Tagung eine Vielzahl von Workshops zu unterschiedlichen Themen: von der Sammlungspflege und der Provenienzforschung über die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bis hin zur Kosten-Leistungs-Rechnung im Museum. Hinzu kamen Führungen durch verschiedene Museen, wobei die Mittagspausen genug Zeit für die selbstständige Erkundung der einen oder anderen Ausstellung boten.
Autor: Andreas Sattler
[1] Angemessene Empfehlungen zu Ausbildungsinhalten, Dauer und Vergütung von Volontariaten bietet der „Leitfaden für das wissenschaftliche Volontariat am Museum“ des Deutschen Museumsbundes und des ICOM Deutschland.
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In der heutigen FAZ (18.3.2015) gibt es auch einen Bericht von der Tagung.